Kleine Zeitung vom 25.10.2001
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Die Größte ist einen Schritt voraus
VON BETTINA OBERRAINER

Eine muss die größte und höchste sein: Imposant und als unverkennbarer Ausdruck herzöglichen Machtstrebens thront Steinschloß hoch über Mariahof und wahrt den Blick weit ins Tal hinein. Die in 1150 Meter Seehöhe gelegene Burg gilt als eine der ausladendsten in Europa; vor dem Verfall hat sie das natürlich auch nicht bewahrt. Obwohl das Morbide durchaus seinen Reiz hat - wenn es nicht zu weit getrieben wird: Erst vor kurzem ist der Rest eines Turmes abgestürzt.
Es gibt Hoffnung. Wie vor knapp einem Jahr berichtet, wurde ein Revitalisierungsprogramm gestartet und bis jetzt - so weit es die finanziellen Mittel erlaubt haben - erfolgreich vorangetrieben. Die Anlage wurde vom ärgsten Bewuchs gesäubert und für eine sichere Begehung zugänglich gemacht. Jüngste Maßnahme war der Bau einer Zufahrt vom großen Burghof in die untere Hauptburg, damit Baustellenfahrzeuge für die eigentliche Sanierung freie Fahrt haben.

Mit dieser soll nächstes Jahr so bald wie möglich begonnen werden. Das größte Problem dabei - die Finanzierung - hat Steinschloß mit allen steirischen Ruinen gemein, in anderen Dingen ist Mariahof einen Schritt voraus: Bernhard Peinhaupt, Obmann des im Sommer gegründeten "Burgverein Steinschloß", verweist stolz auf das fundierte Konzept, auf das man bei der Sanierung zurückgreifen kann. Im Vorjahr waren rund um die Anlage nämlich nicht nur Holzfäller unterwegs, auch eine Hand voll Bur

genforscher und Archäologen wühlte sich durch das bröckelnde Gestein. Nun liegt ein professionelles Sanierungsprogramm von einem deutschen "Büro für Burgenforschung" vor. Für diese ersten Schritte standen noch Mittel aus einem intakten Revitalisierungsfonds zur Verfügung.

Bernhard Peinhaupt: "Saniert wird sehr sanft mit altem Material - Kalk, Sand und Stein. Deshalb brauchen wir auch Bauarbeiter, die ihr Handwerk verstehen." Allein wegen der Sicherungsmaßnahmen seien die Baumaßnahmen sehr aufwändig und könnten unmöglich allein vom Verein durchgeführt werden. Wobei eines klar ist: Sanieren heißt im Fall Steinschloß nicht Wiederaufbau, sondern vor dem Verfall retten, was zu retten ist.

Am liebsten wäre dem Burgen-Obmann ein jährlich fixes Budget, mit dem man ordentlich planen kann. Nun, für den Startschuss hat Landeshauptfrau Waltraud Klasnic einen Betrag zugesichert, der Rest soll mittels Sponsoren und Spenden aufgetrieben werden.

Immerhin - der junge Verein freut sich derzeit über 120 zahlende Mitglieder. Ein Bus und diverses Baumaterial wurden schon von Firmen zur Verfügung gestellt, dennoch: Jeder Schilling oder auch funktionstüchtige Baustellengeräte sind willkommen (siehe Information unten).

"Es ist einfach ein Stück Mariahof" begründet der Landwirt Bernhard Peinhaupt sein Engagement für die Burgruine, die das Stift St. Lambrecht seit Anfang des 16. Jahrhunderts besitzt und nun an die Gemeinde verpachtet hat. Erbaut wurde Steinschloß im 11. oder 12. Jahrhundert durch Herzöge von Kärnten. Der ausladende untere Burghof stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Burg diente einst Äbten als Sommerresidenz; bis um 1960 bewohnte eine Frau die Kellergewölbe der Ruine.