Kleine Zeitung vom 12.01.2006
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 „Unvorstellbar, dass so etwas zu uns kommt“
Die Geflügelpest vulgo Vogelgrippe in Mariahof?!
Die Gemeinde steht auf der Risikoliste. Bürgermeister und der Hobby-Ornithologe Gruber nehmen es gelassen, am Furtnerteich herrscht winterliche Ruhe.
Text: BETTINA OBERRAINER


Wasservögel wie dieser Graureiher sind für
dieGeflügelpestweniger anfällig als Hühner
Foto:AP

Seit Jahrzehnten mit der Vogelkunde verbunden: der Furtnerteich
Foto: NATURPARK

Winterliche Ruhe am Furtnerteich in Mariahof. Alles ist zugeschneit, die Wetterlage lädt Vögel nicht gerade zum Verweilen ein. „Nur ein paar Stockenten tummeln sich, die sind immer da bei uns“, berichtet Josef Gruber, der seit 15 Jahren die Forschungsstätte am Furtnerteich betreut. Fast täglich schaut er vorbei, beobachtet, füttert und führt Buch. Vogelgrippe? „Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas zu uns kommt“, zweifelt der pensionierte St. Lambrechter Schuldirektor.

Mariahof steht nämlich auf der Liste. Auf jener, die das Gesundheitsministerium betreffend Vogelgrippen-Risikogemeinden herausgegeben hat (wir berichteten). „Ja, da ist bereits im Herbst und jetzt wieder vor Weihnachten ein Schreiben gekommen“, bestätigt Bürgermeister Peter Präsent. Die Bevölkerung wurde daraufhin per Rundschreiben gebeten, Verdächtiges wie etwa tote Vögel zu melden.

Es handle sich um reine Vorsichtsmaßnahmen aufgrund des Teiches und der speziellen Gewässer, an denen Zugvögel vorbeiziehen, betrachtet Präsent die Causa gelassen: „Weil in der Türkei jetzt ein paar Fälle auftraten, sind halt alle wieder nervöser – gegen Vorbeugung ist aber nichts einzuwenden.“ Es gelte, aufmerksam zu beobachten, aber nicht in Angst zu verfallen.

Außergewöhnlich

Vor zwei Jahren, ja, da habe es im Herbst einen außergewöhnlich starken Vogelzug gegeben, erinnert sich Josef Gruber. 2005 wäre so etwas aufgrund des starken Regens gar nicht möglich gewesen. Normalerweise bevölkern Hauben- und Prachttaucher, Blesshühner und verschiedene Entenarten den Teich. Grau- und Silberreiher ziehen durch. Es sind einzelne Gruppen mit rund ein Dutzend Vögeln, die vielleicht ein bis zwei Tage bleiben.

Heuer dürfte bis April sonst aber nicht mehr viel los sein, schätzt der Hobby-Ornithologe. „Wissen Sie, es hat früher auch Krankheiten gegeben, die von Tieren übertragen wurden und an denen Menschen starben.“ Bloß habe man nichts davon gewusst, sie nicht erkannt. „Heute wird eben aufgelistet.“

Auch für Bürgermeister Präsent droht von ganz woanders Gefahr: „Die gefährlicheren Zugvögel sitzen in den Flugzeugen. Heutzutage sind so viele Leute auf der ganzen Welt unterwegs.“ Und trans- bwz. importieren unerlaubt Tiere durch die Gegend. Nur traue sich das niemand zu thematisieren – könnte ja schlecht für das Tourismus-Geschäft sein.

Forschungsstätte
Der Furtnerteich in Mariahof wurde künstlich angelegt und ist untrennbar mit der Vogelkunde verbunden. Seit Jahrzehnten steht mit der „Pater-Blasius-Hanf-Station“ eine Forschungsstätte zur Verfügung, die der 2001 verstorbene Erich Hable leitete. Hable fand durch seine Beschreibung des Morellenregenpfeifers international Beachtung. Den Furtnerteich fliegen unter anderem auch Seeadler, Eisvogel, Zilpzalp, Sumpfrohrsänger und Zitronenstelzen an.