Kleine Zeitung vom 21.01.2006
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 Kühle Mystik, 208 Killer und ein Wollpullover
Draußen kalter Winter, drinnen feucht-schwüle Tropenluft: Das Vivarium, Was(s)erlebenswelt in Mariahof, mitten in seinem ersten Jahr.

Text und Bilder:
BETTINA OBERRAINER


Stark und schön: die Piranhas

Vivarium-Zoologin Ingrid Weinberger

„Futter“ für Franz Rohn (l.) und
Bernhard Stejskal

Klimawandel. Auch für das Auge. Während die kühle Mystik des Sees, die durch Spiegel und konkaves Glas simulierte Endlosigkeit noch nicht für Schweißperlen sorgen, ist in der feucht-schwülen Tropenluft der Wollpullover nicht mehr ganz passend. Schließlich wickelt sich der schreckliche Pfeilgiftfrosch auch keinen Schal um, und für das 25 Grad warme Piranhabecken wäre ein Ganzkörperanzug höchstes als Bissschutz sinnvoll…

Wirklich sehnsuchtsvoll in die kalte Winterlandschaft schweift der Blick aber erst nach dem Wellness-Rundgang. Nun: Selber schuld, wer in der Minus-18-Grad-Kluft durch Saunabereich und Schwimmbad schlendert. Da sind die beiden jungen Damen in ihren Badekostümen richtig, die entspannt auf den von buntem Licht umfluteten Liegen Platz nehmen. Vielleicht geht sich später auch noch eine Shiatsu-Behandlung bei der hauseigenen Masseuse Christa Steiner aus?

Prächtig

Ein ruhiger Vormittag im Vivarium. Draußen regiert prächtigster Winter, an solchen Tagen trudeln die Gäste erst gegen Abend ein, nach sportlicher Frischluft-Aktivität. Sie hat seit ihrer Eröffnung im Juni einen beachtlichen Start hingelegt, die Was(s)erlebenswelt am Stadlobteich in Mariahof. „Die Besucherzahlen haben unsere Erwartungen übertroffen, in den Weihnachtsferien mussten wir wegen drohender Überfüllung manchmal sperren“, freuen sich Geschäftsführer Fanz Rohn und Kultur/Tourismusmanager Bernhard Stejskal. Größer soll es werden, das Vivarium, so der Wunsch vieler Gäste. Anklang finden vor allem die architektonische Lösung und die möglichst artgerechte Tierhaltung.

Apropos: Gerade sorgt Zoologin Ingrid Weinberger zwischen Huchen und Mariahofer Bachforelle für Ordnung. Im „Tümpel“ ruht majestätisch ein Kammmolch, Gelbbauchunken malen bunte Tupfer auf das Moos.

Vorbei an Kleinaquarien, Wasserspielen und Mikroskopieraum dann der Klimawandel. Umkreist von Brillenkaiman, Schildkröte, Basilisk und Affe der Höhepunkt der nassen Erlebniswelt: 208 Piranhas. Oder sind es nur mehr 207? „Wir wissen natürlich nicht, ob einer fehlt, aufgefallen ist uns nichts…“, scherzt Franz Rohn. Er kommt bei den kleinen Killern, den Gesundheitspolizisten mit dem starken Immunsystem, gar nicht mehr aus dem Schwärmen: „Sie sind wunderschön“. Und seit ihrer Ankunft ordentlich gewachsen. Wie der Leib der drei Boas, wenn sie mit den selbst gezüchteten Ratten gefüttert werden.

„Futter“ für menschliche Mägen bietet der Gastronomiebereich. Dann vielleicht noch ein Mitbringsel aus dem beliebten Souvenirladen, bevor erneut ein Klimawandel bevorsteht: Da draußen am Teich passt der Wollpullover wieder…