Murtaler Zeitung vom 11.08.2006
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In Mariahof soll ein Kompetenzzentrum für Wachkomapatienten entstehen. Verhandlungen laufen.


Ein Modell des geplanten Wachkomasanatoriums gibt es bereits. Entstehen soll das Kompetenz-zentrum in Moar am Berg im Gemeindegebiet von Mariahof.

Foto: Peter Steffen

Es ist ein Krankheitsbild, das bis heute weitgehends unbekannt und unerforscht ist. In Österreich leben etwa 800 bis 1000 Menschen im Wachkoma und jährlich kommen, laut Angaben der Österreichischen Wachkoma Gesellschaft, an die 400 neue Fälle hinzu.

Im Wachkoma bleibt der Patient in einem komaähnlichen Zustand mit zeitweise geöffneten Augen. Er ist allerdings nur beschränkt in der Lage, Reize und Informationen aus der Umwelt aufzunehmen und darauf entsprechend zu reagieren.

Der Neumarkter Gerhard Möser hat im eigenen Umfeld erfahren müssen, was es bedeutet, im Wachkoma zu liegen. Vor vier Jahren verunfallte sein Sohn Sven bei einem Sprung ins Wasser. Der junge Mann zog sich dabei schwere Wirbelverletzungen zu und fiel in diesen komatösen Zustand.

Nach einiger Zeit in Kliniken hat sich Gerhard Möser im Vorjahr dazu entschlossen, seinen damals 25-jährigen Sohn nach Hause zu holen und selbst zu pflegen. „Ich wollte mich nicht mit der Situation von Sven abfinden. Viele Patienten in seinem Zustand werden viel zu früh als Pflegefälle abgestempelt und landen vielfach in Pflegeeinrichtungen, die den speziellen Anforderungen nicht entsprechen können“, so Möser.

Im März dieses Jahres ist Sven Möser, aufgrund einer Blutvergiftung verstorben. Den Wunsch, Wachkomapatienten ein geeignetes Umfeld zu bieten, hat Gerhard Möser allerdings nicht aufgegeben. Der Neumarkter will in Mariahof ein Wachkoma-Sanatorium errichten.

25 Betten in der ersten Bauphase
Dieses Wachkoma-Sanatorium soll ein Kompetenzzentrum für komatöse Patienten mit gleichzeitiger Querschnittlähmung sowie bei schwerer Hirnverletzung und verwandter Symptomatik werden. In der ersten Bauphase sind insgesamt 25 Betten geplant. „Sollte das Angebot angenommen werden, können wir auf 50 Betten erweitern”, so Möser. Die Trägerschaft des Wachkoma-Sanatoriums Mariahof ist eine gemeinnützige Gesellschaft.

Insgesamt will der Neumarkter 18 Millionen Euro mit Hilfe russischer Investoren in dieses Zentrum investieren. „Bei Zustandekommen des Baus wird Prof. Leopold Saltuari vom LKH Hochzirl die ärztliche Leitung übernehmen. „Sollten sich Investoren finden, wollen wir im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen. Das Grundstück für das Sanatorium stellt die Gemeinde Mariahof zur Verfügung. Im Gegenzug sollen 110 Arbeitsplätze in Mariahof entstehen.

„Seitens der Gemeinde stehen wir zu unserer Zusage. Sollten keine Investoren aufgetrieben werden können, werden wir uns eine andere Nutzung für das Grundstück überlegen”, so Bgm. Peter Präsent.
 

Autor Martina Bärnthaler