Um halb sechs kriechen die
Ersten aus ihren Zelten, machen
gemeinsam ein Lagerfeuer und
setzen sich in einem Kreis
herum. Keiner hat in dieser
Nacht wirklich gut geschlafen.
Kein Wunder. Draußen hatte es
nicht mehr als ein Grad. „Obwohl
ich zwei Schlafsäcke habe, war
es mir kalt“, erzählt Ricarda.
Aber was soll’s – auch das
gehört zu einem Zeltlager.
Seit einer Woche machen 24
Kinder zwischen sechs und 15
Jahren Naturerlebnisferien auf
einer Alm in 1100 Meter Höhe in
Mariahof. Organisiert wird
dieses Ferienlager für die
Katholische Jungschar seit
nunmehr sieben Jahren von Georg
Plank. „Unser Ziel ist es, die
Kinder als individuelle
Persönlichkeiten zu respektieren
und sie gezielt in ihrer
Entwicklung zu fördern“, erklärt
Plank den pädagogischen Ansatz.
Ein verpflichtendes Programm, an
dem alle teilnehmen müssen, gibt
es in diesem Ferienlager
jedenfalls nicht. Genauso wenig
Verbote oder einen fixen
Tagesablauf. Das beginnt schon
beim Aufstehen. „Hier kann jeder
schlafen, so lange er will. Das
Frühstückbuffet wird erst
weggeräumt, wenn alle gegessen
haben“, erzählt die Betreuerin
Marion Sudi.
Natur erleben
Am Programm stehen stattdessen
Angebote. Reiten zum Beispiel.
Oder eine Wanderung auf den
Zirbitzkogel, der Besuch einer
Sagennacht in der Ruine
Dürnstein oder ein Ausflug in
die Wasserwelt Vivarium. Wer
mitmachen möchte, trägt sich in
einer Liste ein.
Aber auch die Wünsche der Kinder
haben hier Platz. Dazu wurde im
Gemeinschaftsraum ein Plakat
aufgehängt. Sommerrodelbahn ist
dort übrigens am öftesten zu
lesen. Damit das Zusammenleben
in der Gruppe möglichst
reibungslos funktioniert, wurden
drei Regeln aufgestellt.
„Niemanden verletzen, weder
körperlich noch mit Worten. Die
Spielsachen nach dem Spiel
wieder zurückbringen. Und wer
sich vom Lagerplatz entfernt,
muss sich abmelden“, zählt Plank
auf.
Inzwischen lachen die ersten
Sonnenstrahlen vom Himmel und
vertreiben auch die letzten
Erinnerungen an die kalten
Nachtstunden. Florian und Flo
haben sich die Figuren des
schwedischen Wurfspiels „Kupp“
auf der Wiese aufgestellt und
versuchen mit einem Stock, die
Figuren des jeweils anderen zu
treffen. Kevin schnitzt mit
vollem Eifer an seinem
Naturbogen weiter, Alexander
sitzt wieder am Lagerfeuer und
liest im neuesten
Harry-Potter-Band. Von
Langeweile geplagt ist hier
jedenfalls keiner.
Gemeinsam bauen
Die Älteren in der Gruppe haben
sich ins Blockhaus am Teich
zurückgezogen. Diese Hütte ist
übrigens der absolute
Lieblingsplatz in diesem
Ferienlager. „Ein paar
Jugendliche hatten im letzten
Jahr die Idee, diese Hütte zu
bauen“, erzählt Hannes Fragner,
einer der vier Betreuer. Das
notwendige Material dafür hat
der Bauer, dem auch diese Alm
gehört, zur Verfügung gestellt.
Jetzt fehlen nur noch ein paar
Bretter für den Dachboden, die
Dachschindeln und ein Türrahmen.
Fast alle beteiligen sich seit
Tagen an der Fertigstellung.
„Alle freuen sich schon
irrsinnig auf die erste
Übernachtung in der Hütte“,
erzählt Plank.
Aber was wäre ein Zeltlager ohne
eine Geschichte am Lagerfeuer?
Diesen Part hat Anette Plank
übernommen. Jeden Abend liest
sie eine Geschichte aus dem Buch
„Der Stern der Cherokee“. Für
Vanessa und Kerstin gehört das
„zum Allerschönsten auf diesem
Ferienlager“. Um zehn Uhr ist
dann Nachtruhe angesagt und ganz
ohne Murren verziehen sich die
kleinen Abenteurer in ihre
Zelte.
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