Kleine Zeitung vom 04.11.2008
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Warmer Herbst: Vögel ziehen nicht mehr weg
Hohe Temperaturen haben Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenwelt im Murtal. Touristiker glauben trotz Wärme an einen guten Winter
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SONJA HAIDER


Zugvögel wie die Bekassine bleiben im Winter teilweise in der Region – etwa in Kulm am
 Zirbitz. Im Bild untersucht ein Vogelschützer
eine Bekassine 
Die einen freuen sich, die anderen ächzen unter den frühlingshaften Temperaturen. Das Murtal ist dieser Tage in wärmendes Sonnenlicht getaucht: Gestern wurde laut Peter Parson, Leiter der Wetterwarte am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg, ein Tageshöchstwert von rund 18 Grad gemessen. „Das ist gar nicht so ungewöhnlich für diese Zeit“, so Parson, der sich für die Kleine Zeitung die Wetteraufzeichnungen seit 1963 angeschaut hat. „Insgesamt gab es seit damals 12 Jahre, in denen es wärmer war, als es sein sollte“, berichtet der Wetterexperte. Es gab auch schon Tage, an denen 20 Grad gemessen wurden. „Das sind aber Ausreißer. Der Mittelwert liegt bei zehn Grad“, so Parson.

Buchungsanstieg
Karl Schmidhofer, Obmann der Urlaubsregion Murtal, ist trotz des ausbleibenden Schnees positiv gestimmt. „Ich habe mich erst letzten Freitag bei sämtlichen Beherbergungsbetrieben, Reiseveranstaltern und Touristikern umgehört und erfahren, dass es bereits mehr Buchungen als im Vorjahr gibt“, freut sich Schmidhofer. „Kein Grund zur Sorge also. Außerdem war es in den ersten beiden Novemberwochen schon oft warm und dann hat es plötzlich geschneit“, meint der Touristiker. Beschneiungsanlagen seien in den Schigebieten des Murtales ausreichend vorhanden und jederzeit einsetzbar.

Die warmen Temperaturen haben derzeit zwar noch keine Auswirkungen auf den Tourismus, aber die Tierwelt verändert sich durch die Klimaerwärmung zusehens: „Wir haben in den letzten Jahren bemerkt, dass einige Vogelarten länger in der Region bleiben, manche sogar den ganzen Winter“, berichtet Peter Hochleitner, Leiter der Vogelschutzwarte in Mariahof.

Gottesanbeterin
Heimische Vogelarten wie die Bekassinen seien teilweise im Winter am Gebiet rund um Kulm am Zirbitz geblieben. „Eigentlich sind Bekassinen Zugvögel, aber durch die Erwärmung gibt es genug zu fressen. Also keinen Grund wegzufliegen“, erklärt der Biologe. Auch Insekten wie die Wespenspinne und die Gottesanbeterin wandern vom Süden in nördliche Regionen ab.
„Es sind diese Arten bereits vereinzelt im Murtal zu finden“, so Hochleitner, der auch Veränderungen in den höher gelegenen Regionen beobachtet. „Die Baumgrenze wandert durch die Erwärmung weiter nach oben, sodass das Gebiet rund um den Zirbitz einmal vollständig bewaldet sein wird. Wenn das der Fall ist, werden Arten wie das Schneehuhn und der Schneefink abwandern“, so Hochleitner.
Die Wetterprognose für die kommenden Tage wird kälteempfindliche Menschen freuen: Es soll warm bleiben.